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Dienstag, 3. September 2013

Ein Bad am Morgen - Von Belgien nach Roermond

Ghent -Mechelen

Unsere Reise sollte uns durch den Gezeitenstrom Boven-Zeeschelde nonstop nach Mechelen führen. Anhalten auf der Strecke wollten wir nicht, da wir die Anleger dort nicht mochten. Sie erinnerten uns zu sehr an Schiffsverladestellen für die Berufsschifffahrt in den Niederlanden. Unruhig, ungemütlich, mitten am Fluss/ Kanal mit jeder Menge (Berufs-) Schiffsverkehr.
Das bedeutete aber auch, dass wir etwa 90 KM an einem Tag fahren mussten.

Am Abend vorher prüfte Hafenmeister Rocco den Gezeitenkalender und instruierte uns, am nächsten Morgen vor 6:00 Uhr mit dem fallenden Hochwasser zu starten. Gesagt, getan: In aller Frühe standen wir auf und fuhren in der Dunkelheit los. Zum Glück war die Marina teils beleuchtet, so dass wir nicht völlig im Dunkeln fahren mussten. Die Schleuse war nur wenig von unserem Liegeplatz entfernt. In jeden Fall war sie nett beleuchtet, so dass wir uns gut orientieren konnten. Per Funk wurde uns die Wartestelle vor der entsprechenden Schleuse zugewiesen.



Schleuse Merelbeke, Ringvaart zu Boven-Zeeschelde

Schleusen brauchen immer Zeit und wenn wir fertiggeschleust waren, sollte es allmählich Sonnenaufgang werden. Zunächst mussten wir auf Berufsschiffe warten, die natürlich vor uns einfahren sollten. Der Schleusenvorgang lief ohne Probleme und wir freuten uns schon auf die Fahrt.

Gegen 7:15 waren wir hinter der Schleuse. Aber was war das? Wir wollten gerade Marschfahrt aufnehmen, als wir bemerkten, dass das Boot sehr unruhig war. Es zitterte regelrecht. Als wir mit kleinster Fahrt fahren wollten, starb sogar der Motor ab.
Shit happens! Was war los? Wir wussten es noch nicht genau, aber wir legten am Ende der Schleusenmauer an und ich nahm ein morgendliches Bad in der Schelde. Nicht ganz freiwillig, schließlich wollte ich mich um unseren Duoprop kümmern, da ich den Verdacht hatte, dass sich in den Propellern etwas verfangen haben könnte. Schließlich konnte ich ein Plastikteil zwischen den Propellern entfernen, das die Propeller in ihrer Arbeit behinderte. Danach konnten wir wieder normale Fahrt aufnehmen und ich war der Held des Tages ;)


Das Plastik vom Propeller


Die Boven-Zeeschelde bei Niedrigwasser
Während des Niedrigwassers herrscht am Fluss eine seltsame Atmosphäre. Es scheint, als hätte der Fluss das Land ausgespuckt. Es erinnerte mich ans Wattenmeer. Allerdings fand ich es für einen Fluss nicht passend. Da wir fast die ganze Zeit gegen die Sonne fuhren, konnte man das Ufer in Gleitfahrt nicht vom Fluss unterscheiden und wir mussten unsere Geschwindigkeit anpassen. Nicht umsonst raten die Revierführer, mittig zu fahren, da es sonst zu unliebsamen Berührungen kommen kann.

Bei der Stadt Temse stoppen wir, um Diesel aufzufüllen. Wir hatten den Tank in Nieuwpoort voll und Buch geführt, wie weit, wie viele Stunden etc. wir gefahren sind. Überraschung: Der Stundendurchschnitt betrug für uns kaum glaubhafte drei Liter. Drei Mal hatten wir kürzere Strecken mit Gleitfahrt, ansonsten war es angepasste Fluss- bzw. Kanalfahrt. Wir freuten uns natürlich sehr über den niedrigen Verbrauch.

In Temse besuchten wir zudem das chice Marina Gebäude.


Am Nachmittag erreichten wir die gezeitenabhängige Schleuse in Mechelen rechtzeitig und genossen ein sehr komfortables Schleusen am Schwimmsteg im Schleusenbecken.


Schleuse Mecheln




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