Nach einigen Tagen der Bootsreinigung und des Studiums einiger Handbücher entschlossen wir uns, eine erste Exkursion zu machen.
Wir wollten einen kurzen Ausflug von Nieuwpoort nach Veurne und zurück unternehmen. Die komplette Wegstrecke beträgt insgesamt für die komplette Tour etwa 25 KM durch den Kanaal Nieuwpoort-Duinkerke, der ein recht kleiner Kanal ist. Da die Schleuse in Nieuwpoort lediglich dreieinhalb Stunden vor und nach Hochwasser in Betrieb ist, mussten wir um 9:00 am Morgen an der Schleuse sein. Am späten Nachmittag wollten wollten wir zurückschleusen. So hätten wir viel Zeit, Veurne zu besuchen und die obligatorische Bootsvignette für Flandern zu kaufen.
Wenn dort nur nicht die Wulpen Brücke gewesen wäre ...
Bei der Wulpen Brücke handelt es sich um eine Selbstbedienungsbrücke. In der Schleuse Nieuwpoort erhielten wir eine Chipkarte, mit der wir die Brücke bedienen sollten.
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Ausflug über Wulpen |
OK, die Brücke zu finden war einfach. Aber wo ist das Bedienpanel? Ein netter Belgier half uns dabei. Unter der Überdachung steht ein brauner Schrank (Foto unten), den zu öffnen wir befugt waren.
Die Brücke öffnete sich, wir fuhren das Boot auf die andere linke Seite, legten an und und wir wollten die Brücke schließen. "Waterway not free" erklärte uns das Wunderwerk der Schleusenschließtechnik. Natürlich war die Brücke frei, und zwar so, wie sie nur sein konnte. Jedoch wollte sie nicht schließen, da ein Detektor meldete, dass noch etwas in der Brücke sei. Da wir das Problem nicht lösen konnten, riefen wir um Hilfe, damit die Brücke wieder geschlossen werden konnte. Mittlerweile hatte sich ein Stau von Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern vor beiden Seiten der Brücke gebildet. Es schien so, als hätten wir das Dorf völlig geteilt und abgeriegelt. Natürlich wollten wir nicht einfach weiterfahren, irgendwie hätte das was von Fahrerflucht gehabt ... Und so warteten wir auf den Techniker und schlugen den Wartenden vor, die nächste, circa 300 Meter entfernte Brücke zu benutzen. Das machten die meisten Leute auch. Nur eine Frau nicht, die die ganze Zeit auf flandrisch rummotzte. Nach einer Stunde kam der Techniker, nach weiteren 45 Minuten gelang es ihm, die Brücke zu schließen unter tosendem Applaus der Wartenden und der Gäste des Kaffehauses, die eine köstliche Unterhaltung erfuhren. Für weitere Erheiterung sorgte die Tatsache, dass der etwas muffelig dreinblickende Techniker die Brücke per Hand runterkurbelte, da hier gar nichts mehr zu gehen schien. Während des gesamten Kurbelvorgang gab es einen ohrenbetäubenden Lärm durch den Warnton der Brücke zum Zeichen, dass die Brücke schloss. Irgendwann war sie dann runter und die Leute konnten die Brücke wieder benutzen.
Mutig geworden, setzte der Techniker die Brücke wieder per Fernsteuerung in Gang. Sie öffnete einwandfrei, aber ließ sich erneute nicht elektrisch schließen. Nun musste das ganze Theater von vorne losgehen.
Nach nunmehr drei Stunden verließen wir freundlich grüßend das Geschehen, da wir hier bestimmt nichts mehr tun konnten. Insgeheim sprachen wir dem armen Kerl unser Beileid aus und setzten unsere Reise nach Veurne fort. Für die Rückfahrt beschlossen wir, unser Verdeck samt Geräteträger abzubauen, damit wir unter die Brücke passten.
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Wulpen bridge - closed |
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Die Eisenbahnbrücke, die uns blockierte |
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Fiona am Steg vor der Brücke |
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Waiting for the vignette |
Erneut - die Eisenbahnbrücke blieb verschlossen. Keine Antwort über VHF. Letztendlich riefen wir die Schleuse in Nieuwpoort per Handy an, die für uns die Brücke innerhalb weniger Minuten öffnen ließen.
Nach einigem Schreibkram erhielten wir die Vignette, zahlten 40 Euro und besuchten die Stadt Veurne zu Fuß. Da wir so viel Zeit bei der Brücke verloren hatten, hatten wir leider nicht so viel Zeit wie erhofft.
Veurne stellte sich als charmante kleine Stadt mit einem schönen Marktplatz heraus.
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Eine Schule in Veurne |
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Zentraler Marktplatz in Veurne |
Zusammengefasst, wir brauchten wegen der Brücken neun Stunden für die Anreise und für den Vignettenkauf. Glücklicherweise war unser Weg zurück viel schneller.
Dennoch sind wir jetzt schon gespannt auf die restlichen 300 KM zurück nach Roermond durch ganz Belgien und fragen uns, ob wir noch öfter solchen widrigen Umstände ausgeliefert sind.
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