Seiten

Freitag, 6. September 2013

Zum Zilvermeer und nach Heel - Von Belgien nach Roermond

Von Lier zum Silvermeer

Wir verließen Lier am Morgen mit dem Ziel Zilvermeer. Die Strecke führt uns durch den Netekanaal, Albertkanaal und dem Kanaal Bocholt-Herentals. Auf dieser Tour warten sieben Schleusen auf uns.
Der Netekanaal ist ein ruhiger Wasserweg mit hübschen Bäumen an beiden Ufern. Alles wurde hektischer als wir die Schleuse Viersel erreichten, die den Netekanaal und den Albertkanaal verbindet. Während unserer Reise durch Flandern hatten wir bereits gemerkt, warum lange Tampen ein Muss in Belgien sind.
Die Schleuse Viersel hat einen Hub von 5 Metern. Als wir in der Schleuse waren, streckte uns die Schleusenwärterin einen Haken für unser Seil entgegen. Sie legte den Tampen um einen fünf Meter über uns liegenden Poller und Fiona hing wie ein Fisch an der Angel.

Der Albertkanaal ist ein großer und stark frequentierter befahrener Kanal mit vielen Berufsschiffen und Industrie am Kanal. Zum Glück hatten wir dort nur eine kurze Strecke bevor wir die Schleuse in Herentals zum Kanaal Bocholt-Herentals nahmen. Die Schleuse hat einen Hub von 7,50 Metern und ist mit Leitern ausgestattet, die wir benutzten. Schon viel besser, wenn auch die dreckige Leiter unser Seil ziemlich alt aussehen ließ.

Fieren in der Schleuse
Im Kanaal Bocholt-Herentals mussen wir eine Schleuse nach der anderen passieren. Manchmal ist eine Schleuse nicht über Funk erreichbar und wir müssen im Revierführer nachschlagen, wo wir anrufen müssen. Oftmals müssen wir längere Zeit warten, bis eine Reaktion erfolgt oder die Schleuse geöffnet wird.

In einer Schleuse wurden gerade Wartungsarbeiten gemacht. Während wir schleusten, wurde an der ca 3 Meter entfernten anderen Seite munter mit dem riesen Hilti weitere Steine aufgebohrt. Beim Hochschleusen wurden die Poller überspült, so dass wir das Boot mit dem Seil nicht mehr halten konnten, da sich das Seil löste. Als letzte Möglichkeit, nicht von der starken Strömung weggetrieben zu werden, musste ich motoren.


.
Locks, and locks, ...


Die letzte Schleuse vor dem Zilversee sollte es auch in sich haben ...

and locks...
Hier fährt das Passagierschiff Zander aus der Schleuse raus. Wir durften zuerst einfahren. Die Schleusung wurde erst vorgenommen als das Ausflugsschiff zurück war und in dei Schleuse eingefahren war. Diese Schleuse war groß genug.


Die erste von zwei Schleusenvorgängen mit Zander

Da wir anscheinend noch nicht genug Abenteuer für diesen Tag hatten, mussten wir in der nächsten und für diesen Tag letzten Schleuse den Schleusenvorgang mit Zander erneut machen. Das ist normalerweise kein Problem, wenn jedoch die Schleuse derat klein ist, dass eigentlich nur das Passagierschiff hineinpasst und wir dann auch noch drin sind, dann schon. Direkt hinter uns war eine Brücke, wo stets akute Gefahr für unsere Aufbauten bestand, gegen sie getrieben zu werden. Auch das in der Schleuse quer stehende Passagierschiff (sonst hätten wir nicht reingepasst) bewegte sein Heck manchmal in unsere Richtung, so dass wir ständig nach vorne unten hinten ausweichen mussten.
Die älteren Passagiere des Ausflugboots fanden das überwiegend sehr unterhaltsam.
Wir fanden jedoch, dass sieben Schleusen, von denen einige recht unangenehm waren, an diesem Tag genug waren.

Endlich erreichten wir den See Zilvermeer.

Relaxing at Zilvermeer
Hier kehrten wir in den Zilvermeerhaven Port Aventura ein. Dieser Hafen gefiel uns sehr gut. Ein neuer und moderner Jachthafen mit allen Einrichtungen und einem chicen Restaurant und einem schönem See um uns. Das Wetter war blendend und wir blieben für zwei Nächte im Hafen.


Silvermeer/B -  Boschmolenplas/NL, bei Heel

Wartezeit vor Schleuse 18

Unser letztes Teilstück führte uns durch acht weitere Schleusen. Wir fuhren vom Kanaal Bocholt-Herentals zur Zuid-Willemsvaart und kamen schließlich zum Kanaal Wessem-Nederweert.

Wegen des warmen Wetters und da es schon lange nicht mehr geregnet hatte, war das Wasserlevel in den Kanälen sehr niedrig. Unsere erste Schleuse an diesem Tag ließ uns über eine Stunde warten, weil ein Berufsschiff auf der anderen Kanalseite festgefahren war wegen des niedrigen Wasserpegels. Die Wasserstandshöhe wurde mit Hilfe der anderen Schleusen wieder erhöht, so dass das Berufsschiff wieder freikam.

Schleuse 18 auf der Zuid-Willemsvaart bescherte uns eine weitere Verzögerung wegen des niedrigen Wasserstands.

Kurz vor Sonnenuntergang waren wir an der Schleuse Panheel, unsere letzte Schleuse auf unserer Reise.

Schleuse Panheel, jetzt kann geschleust werden
Erneut dauerte es länger als sonst, bis wir in die Schleuse einfahren konnten. Etwa eine dreiviertel Stunde mussten wir vor der Schleuse motoren. Als wir 20 Minuten in der Schleuse waren, hörten wir über Funk, dass sich ein 50 Meter langes und 11 Meter breites Berufsschiff ankündigte. Weitere 10 Minuten später war es in der Schleuse und es ging mit der Schleusung endlich los.




In  der Marina Boschmolenplas

Mittlerweile war es fast ganz dunkel, aber zum Glück waren wir nicht mehr weit von unserem Hafen entfernt. Auch unseren Liegeplatz hatten wir uns gemerkt, so dass wir etwa 20 Minuten später in unserer Box angelegt hatten.

Das Foto zeigt den Blick von unserem Liegeplatz auf das Restaurant Boschmolenplas bei unserer Ankunft.

Für den nächsten Tag hatten wir einen Tisch im Restaurant reserviert. Hier feierten wir unter anderem die geglückte Überfahrt - aber auch unseren Hochzeitstag :)


*** The End ***


Dienstag, 3. September 2013

Mechelen und Lier - Von Belgien nach Roermond

Ein Besuch in Mechelen

Nach 90 Kilometern Fahrt erreichten wir Mechelen am frühen Abend. Wir entschieden uns für den Jachthaven Dijlestreek. Dieser kleiner Hafen bietet zwar lediglich Frischwasser und Landstrom, aber liegt recht schön und ist im Zentrum.


Der Fluß Dijle endet in Mechelen und kann von Sportboooten bis zu einer Brücke im Zentrum Mechelens befahren werden. Die Anlegestellen des Hafens sind direkt davor.

Mechelen begrüßte uns mit einigen Überraschungen
Wir wählten eine Anlegesstelle in ca. 150 Metern Entfernung zur Brücke. Wir hatten soeben das Anlegen abgeschlossen als eine belgische Bootscrew mit vier Personen auf uns zukam und uns ein Belgier mit einem Zwirbelschnurrbart beschimpfte, weil wir am falschen Platz angelegt hätten. Wo wir angelegt hatten, dürften nur Mitglieder seines Jachtclubs liegen. Er nannten uns sogar kriminell, weil wir unser Stromkabel an Land angeschlossen hatten!
Wir liefen die Stege komplett ab, um Genaueres zu erfahren. Einige Meter entfernt von der Brücke,  ganz am Ende, stand ein kleines Schild mit Anweisungen, das sehr gut versteckt war hinter einem Schiff. Keine Chance, dieses Schild vom Wasser aus zu sehen! Anscheinend erwartete der Hafenmeister hellseherische Fähigkeiten von seinen Gästen.


Das Schild im Hafen Dijlestreek in Mechelen
Wir waren etwas erstaunt über die preußischen Regeln. Belächelten das Ganze, parkten unser Boot innerhalb des kleinen Bereichs für Besucher und ließen uns nicht abhalten, uns eine schöne Zeit hier zu machen :)

Mechelen ist eine Reise wert! Obwohl es viel kleiner als Brügge oder Ghent ist, ist es eine wunderschöne Stadt mit mehr als 300 historischen Gebäuden, die in der Nacht schön beleuchtet waren. Natürlich bietet Mechelen auch viele schöne Restaurants, Cafés und Bars.


Das Zentrum in Mechelen


Vismarkt heißt diese gemütliche Stelle
Moderne Elemente in einer alten Stadt. In den rechteckigen Komplexen hinten ist ein ein großes Einkaufs- und Bürozentrum sowie ein modernes Wohnzentrum entstanden. Sieht man auf die andere Flußseite, so hat man das alte Mechelen vor sich.


Bars und Restaurants am Vismarkt

Das alte Mechelen. Schöne und gepflegte Häuser, wohin man kommt.

Historische Gebäude in Mechelen

Die Weiterreise nach Lier
Um Mechelen zu verlassen, mussten wir die Gezeitenschleuse nehmen. Wir verließen Mechelen am nächsten Tag am späten Nachmittag. Unser nächstes Ziel war nicht weit entfernt, es ging nach Lier bzw. einige Kilometer entfernt von Lier zum Emblem Jachtclub für eine weitere Übernachtung. Recht in der Nähe von Lier gibt es zwar einige Anleger im Netekanaal, aber wir befürchteten eine Menge Schwell von vorbeifahrenden Berufsschiffen und deshalb wollten wir in den geschützten Emblem Jachtclub.



Eingang des Jachtclubs Emblem, gut 3 KM entfernt von Lier



Das Vereinsschiff im Emelem Yachtclub


Im Jachtclub Emblem wurden wir herzlich willkommen geheißen vom sehr netten Hafenmeister. Hier gab es vieles; Elektrizität, Frischwasser und ein altes Arbeits-/ Fährschiff(?) das für die Zwecke des Jachtclubs umgebaut worden war und das unter anderem (wie auch ein Büro für den Hafenmeister, ein Deck zum Sitzen) große Duschräume bot. Nur das Damen WC soll kleiner gewesen sein als das Bad von Fiona!


Ein Spaziergang nach Lier
Unser Hafen war zwar sehr ruhig und lag mitten in der Natur, aber wir hatten den Wunsch, die nähere Umgegend zu erkunden. Wir machten einen Spaziergang von unsrem Hafen aus und erreichten durch einen kleinen Wald eine Straße, an der einige Geschäfte waren, so auch ein Lidl.
Es war zwar nicht geplant, nach Lier zu gehen, da es mindestens 3 Kilometer entfernt war, aber kurzentschlossen änderten wir unseren Plan und gingen los. Die Belohnung sollte ein leckeres Eis sein!


Die Kirche in der City von Lier

Night Life in Lier

Erneut waren wir von der Schönheit der Stadt überwältigt, die wir in fast jeder belgischen Stadt gefunden hatten, die wir besucht hatten. Nur hatten wir es hier überhaupt nicht solch ein wunderschönes Zentrum erwartet. Obwohl die Saison vorbei war, fanden wir die zahlreichen Außensitzplätze noch gut belegt. Auch am späten Abend war das Wetter noch so angenehm, dass man in leichter Kleidung draußen sein konnte. Überall in den Gassen duftete es nach leckeren Essen von den Restaurants. Natürlich gab es ein Eis und wir waren irgendwann in der Nacht zurück auf Fiona.

Ein Bad am Morgen - Von Belgien nach Roermond

Ghent -Mechelen

Unsere Reise sollte uns durch den Gezeitenstrom Boven-Zeeschelde nonstop nach Mechelen führen. Anhalten auf der Strecke wollten wir nicht, da wir die Anleger dort nicht mochten. Sie erinnerten uns zu sehr an Schiffsverladestellen für die Berufsschifffahrt in den Niederlanden. Unruhig, ungemütlich, mitten am Fluss/ Kanal mit jeder Menge (Berufs-) Schiffsverkehr.
Das bedeutete aber auch, dass wir etwa 90 KM an einem Tag fahren mussten.

Am Abend vorher prüfte Hafenmeister Rocco den Gezeitenkalender und instruierte uns, am nächsten Morgen vor 6:00 Uhr mit dem fallenden Hochwasser zu starten. Gesagt, getan: In aller Frühe standen wir auf und fuhren in der Dunkelheit los. Zum Glück war die Marina teils beleuchtet, so dass wir nicht völlig im Dunkeln fahren mussten. Die Schleuse war nur wenig von unserem Liegeplatz entfernt. In jeden Fall war sie nett beleuchtet, so dass wir uns gut orientieren konnten. Per Funk wurde uns die Wartestelle vor der entsprechenden Schleuse zugewiesen.



Schleuse Merelbeke, Ringvaart zu Boven-Zeeschelde

Schleusen brauchen immer Zeit und wenn wir fertiggeschleust waren, sollte es allmählich Sonnenaufgang werden. Zunächst mussten wir auf Berufsschiffe warten, die natürlich vor uns einfahren sollten. Der Schleusenvorgang lief ohne Probleme und wir freuten uns schon auf die Fahrt.

Gegen 7:15 waren wir hinter der Schleuse. Aber was war das? Wir wollten gerade Marschfahrt aufnehmen, als wir bemerkten, dass das Boot sehr unruhig war. Es zitterte regelrecht. Als wir mit kleinster Fahrt fahren wollten, starb sogar der Motor ab.
Shit happens! Was war los? Wir wussten es noch nicht genau, aber wir legten am Ende der Schleusenmauer an und ich nahm ein morgendliches Bad in der Schelde. Nicht ganz freiwillig, schließlich wollte ich mich um unseren Duoprop kümmern, da ich den Verdacht hatte, dass sich in den Propellern etwas verfangen haben könnte. Schließlich konnte ich ein Plastikteil zwischen den Propellern entfernen, das die Propeller in ihrer Arbeit behinderte. Danach konnten wir wieder normale Fahrt aufnehmen und ich war der Held des Tages ;)


Das Plastik vom Propeller


Die Boven-Zeeschelde bei Niedrigwasser
Während des Niedrigwassers herrscht am Fluss eine seltsame Atmosphäre. Es scheint, als hätte der Fluss das Land ausgespuckt. Es erinnerte mich ans Wattenmeer. Allerdings fand ich es für einen Fluss nicht passend. Da wir fast die ganze Zeit gegen die Sonne fuhren, konnte man das Ufer in Gleitfahrt nicht vom Fluss unterscheiden und wir mussten unsere Geschwindigkeit anpassen. Nicht umsonst raten die Revierführer, mittig zu fahren, da es sonst zu unliebsamen Berührungen kommen kann.

Bei der Stadt Temse stoppen wir, um Diesel aufzufüllen. Wir hatten den Tank in Nieuwpoort voll und Buch geführt, wie weit, wie viele Stunden etc. wir gefahren sind. Überraschung: Der Stundendurchschnitt betrug für uns kaum glaubhafte drei Liter. Drei Mal hatten wir kürzere Strecken mit Gleitfahrt, ansonsten war es angepasste Fluss- bzw. Kanalfahrt. Wir freuten uns natürlich sehr über den niedrigen Verbrauch.

In Temse besuchten wir zudem das chice Marina Gebäude.


Am Nachmittag erreichten wir die gezeitenabhängige Schleuse in Mechelen rechtzeitig und genossen ein sehr komfortables Schleusen am Schwimmsteg im Schleusenbecken.


Schleuse Mecheln